Skarabäus aus Karneol
In der Nähe der Nekropole von Sant’Antioco wurden zahlreiche Skarabäus-Siegel gefunden, darunter einer aus leuchtend rotem Karneol, der aus dem Grab 6 PGM stammt, bestehend aus einer einzigen, sorgfältig ausgemalten Kammer, mit zwei Baetylae in der Rückwand und datierbar auf das 5. Jahrhundert v. Chr.
Der kleine Skarabäus (1,2 x 1,1 x 0,9 cm) weist eine Fassung aus Gold auf, bestehend aus einem Ring (1,7 x 1,5 cm) mit zu Spiralen aufgewickelten Enden und einer gedrehten Öse (Abb. 1-3).
Die Rückseite weist die Form des Insekts auf: Eine vertikale gravierte Linie bildet die kleine Furche zwischen den Deckflügeln, die die eigentlichen Flügel des Insekts schützen; eine weitere Linie, nahezu mit V-Form, begrenzt hingegen den Prothorax, das heißt, den Teil zwischen Kopf und Thorax, an dem die Deckflügel befestigt sind (Abb. 4). Der Kopf erscheint recht beschädigt und an den Seiten sind im Relief die Füße zu erkennen (Abb. 1-2).
In die ovale Basis ist in einen Kordelrahmen eine nackte männliche menschliche Figur im griechisierenden Stil eingraviert, die nach rechts läuft, mit kalottenförmiger Kopfbedeckung (vielleicht einem Helm), aus dem vorne und hinten Locken herausragen. Der linke Arm der Figur ist hinten den Körper gebogen und hält in der Hand eine Art Zweig, die über dem Körper einen Bogen bildet, der dem Profil des Ovals folgt und in einer Frucht oder Blüte vor dem Arm mit der offenen rechten Hand, im Begriff, sie zu fassen (Abb. 3). Die Ikonographie ist - wie gesagt - im griechisierenden Stil, aber die punischen Skarabäus weisen auch viele Bilder und Szenen im ägyptischen, orientalisierenden und etruskischen Stil auf, sowie auch gemischte Typen, bei denen figurative Elemente verschiedener Kulturen gemischt werden.
Die verwendete Technik war das freihändige Schnitzen und Gravieren sowie das Bohren mit rundem Bohrer für die Muskultur des Körpers und die Details des Gesichts mit der so genannten Mischtechnik. Der Skarabäus weist die klassische Bohrung in Längsrichtung auf, die das Einsetzen in die Fassung gestattet. Das fein gearbeitete Objekt aus hartem Halbedelstein und Gold war mit Sicherheit ein Luxusgegenstand und muss einem Angehörigen der Oberschicht gehört haben.
Der Karneol ist der zweithäufigste Stein in der punischen Steinschneidekunst und insbesondere der sardischen, nach dem grünen Jaspis, der für die Herstellung von Skarabäus-Siegeln bevorzugt wurde (Abb. 6). Außerdem wurden Achat, Bergkristall und Chalzedon verwendet. Verschiedene Exemplare - vor allem aus der phönizischen Periode (7. Bis 6. Jahrhundert v. Chr.) - bestehen jedoch aus Glaspaste oder Steatit.
Sowohl das grün des Jaspis, als auch das Rot des Karneols waren Farben, die mit der Wiedergeburt in Verbindung stehen, und daher wurden diese Steine oft auch für andere Amulette verwendet. Auch der Skarabäus war ein Amulett und hatte daher einen bestimmten Schutzwert, um den Verstorbenen ins Jenseits zu begleiten, er war jedoch auch ein persönliches Siegel, eine Art Erkennungszeichen eines Beamten, eines Priesters oder eines wichtigen Amtsträgers. Er könnte auch als eine Art „Familienwappen“ interpretiert werden, ohne eine religiöse Bedeutung auszuschließen, die mit mystischen Kulten in Zusammenhang steht. Die praktische Nutzung des Skarabäus ist durch den Fund zahlreicher Siegelabdrücke in verschiedenen Fundstätten belegt, darunter Selinunte und Karthago, während in Sardinien, in Cuccureddus di Villasimius, bisher leider nur 5 gefunden wurden (Abb. 7).
In Sulky wurden auch zwei Skarabäus aus Steatit gefunden, beide datierbar auf den Zeitraum zwischen dem 7. Jahrhundert und dem Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr.: Der erste stammt vielleicht aus Ägypten (Abb. 8) und der zweite aus Phönizien (Abb. 9), da die Inschrift phönizisch ist, ein Detail, das bei Skarabäus aus dem punischen Westen selten ist.
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