Sant’Antioco in der Phönizischen und Punischen Zeit
Die Phönizier kamen 780/770 v. Chr. nach Sardinien, eine Datierung, die für Sant’Antioco auch durch die Tatsache belegt ist, dass die ältesten Funde im Stadtgebiet dieser Epoche nicht vorausgehen. Die erste phönizische Besetzung wird sich in Küstennähe befunden haben und aus den archäologischen Untersuchungen gehen keine Spuren von gewalttätiger Besetzung oder Zerstörung hervor, sondern eine Situation, die als friedliches Zusammenleben der Urbevölkerung mit den Neuankömmlingen interpretiert werden kann. In der Epoche der Ankunft der Phönizier befand sich die Siedlung der Urbevölkerung auf dem Hügel, auf dem sich heute das savoyische Fort befindet, da hier Spuren aus der nuraghischen Epoche gefunden wurden; hier hat sich später die Akropolis der phönizischen Siedlung entwickelt, von der ein Teil auch zu Füßen des Hügels bei Cronicario gefunden wurde (Abb. 1).
Die phönizische Stadt Sulky wurde schnell zu einer reichen Metropole, die den Südwesten Sardiniens kontrollierte und über zwei Häfen sowie ein großes Handelsnetz verfügte. Die Beziehungen zum Mutterland Tyros sowie mit den anderen phönizischen Städten im östlichen und westlichen Mittelmeerraum und Magna Graecia sind spätestens ab der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. belegt (Abb. 2-3).
Die phönizische Gemeinschaft in Sulky lebte zumindest 200 Jahre von Handel und Landwirtschaft, bis zur Eroberung durch Karthago um das Jahr 540 v. Chr.
Auch Karthago war eine phönizische Kolonie, die wahrscheinlich im Jahr 814 v. Chr. Von Tyros im heutigen Tunesien gegründet wurde (Abb. 4). Karthago hatte bereits seit längerem expansionistische Intentionen gezeigt: Im 6. Jahrhundert v. Chr. Versuchte Karthago, Sardinien einzunehmen und die erste militärische Spedition misslang im Jahr 540 v. Chr. Unter dem Feldherrn Malchus; der zweite Versuch unter der Führung von Hasdrubal und Hamilcar im Jahr 520 v. Chr. Verlief für die Karthager hingegen erfolgreich und sie erlangten die Kontrolle über Sardinien, wie aus dem Traktat mit Rom aus dem Jahr 509 v. Chr. bekannt.
Nach der römischen Eroberung durchlebte Sulky aufgrund der plötzlichen Unterbrechung der Handelsbeziehungen sowie der daraus folgenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten eine Periode des Niedergangs. In dieser Epoche kamen neue Bewohner nach Sant’Antioco, vielleicht aus Nordafrika, die neue Bräuche mitbrachten und sich im phönizischen Ort ansiedelten. Sie stellten einen Teil der Bauwerke wieder her und errichteten neue auf den Ruinen der durch die Invasion zerstörten.
In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, zwischen dem Jahr 380 und dem Jahr 370 v. Chr., beschloss Karthago, einige Städte des Reiches neu zu strukturieren, zu befestigen und zu erweitern, darunter auch Sulky, und so begann eine neue Blütezeit. Nach dem Ausbruch des ersten Punischen Kriegs (264 ‑ 241 v. Chr.) beteiligte sich die Stadt an den militärischen Auseinandersetzungen und nahm Söldnerheere auf. Direkt nach Ende des Konflikts sah sich Karthago sowohl in Nordafrika, als auch in Sardinien Aufständen der eigenen Söldnerheere ausgesetzt. Karthago siegte unter Schwierigkeiten, war als Folge jedoch gezwungen, Sardinien an Rom abzutreten. Ab 238 v. Chr. Stand das punische Sardinien daher unter römischer Herrschaft (Abb. 5).
Bibliografia
- P. BARTOLONI, Orizzonti commerciali sulcitani tra l’VIII e il VII sec. a.C. = RAL 41, Roma 1986, pp. 219-226.
- P. BARTOLONI, Il museo archeologico comunale “F. Barreca” di Sant’Antioco, Sassari 2007.
- P. BARTOLONI, I Fenici e i Cartaginesi in Sardegna, Sassari 2009.
- P. BERNARDINI, Le origini di Sulcis, in V. SANTONI (a cura di) , Carbonia e il Sulcis. Archeologia e territorio, Oristano 1995.
- E. POMPIANU, Sulky fenicia (Sardegna): nuove ricerche dall’abitato = FOLD&R 2010-212, pp. 1-18.
- C. TRONCHETTI, S. Antioco, Sassari 1989.