Fundstücke

Amulette, die magische ägyptische Symbole darstellen

Ein Amuletttyp, der in der phönizisch-punischen Welt stark verbreitet ist, ist der, der Udjat-Auge darstellt, das auch Ra-Auge oder Horus-Auge genannt wird.
Das hier untersuchte Amulett weist die Form eines Udjat-Auges auf (Abb. 1-2) und stammt aus der Nekropole von Sulky; es besteht aus grüner Glaspaste, ist klein (1,4x 0, 8 x 0,5 cm), in ägyptisierendem Stil und kann auf das 4. Bis 3. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Es ist auf beiden Seiten bearbeitet und ins Längsrichtung durchbohrt; die Augenbraue besteht aus schrägen Strichen, die Pupille ist stark hervorgehoben und das Auge ist gemäß der ägyptischen Ikonographie geschmückt (Abb. 3).
Dem Mythos zufolge stellt es das „gesunde“ Auge Horus‘ dar, der im Kampf gegen Seth verletzt wurde, der seinen Vater im Osiris-Mythos tötete.

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Abb. 1 - In Sulky gefundenes Udjat-Auge. Archäologisches Gemeindemuseum “F. Barreca” (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 2 - Weiteres in Sulky gefundenes Udjat-Auge. Archäologisches Gemeindemuseum “F. Barreca” (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 3 - Udjat-Auge in einem ägyptischen Brustpanzer des Tutanchamun (von http://www.touregypt.net/images/touregypt/eyenecklace.jpg).

 

Die Amulette sind die Kategorie von Objekten, die unter den Grabbeigaben in Sardinien sowie anderer phönizisch-punischer Nekropolen im Mittelmeerraum am stärksten vertreten sind: An erster Stelle steht dabei Karthago. In der Nekropole und im Tophet des antike Sulky, wo die spezialisierten Werkstätten waren, die sie anfertigten, wurden viele gefunden. Einige wurden auch aus Ägypten importiert.
Die Udjat-Augen wurden an Halsketten getragen, zusammen mit Perlen aus Glaspaste und anderen Elementen aus Edelmetall und Hartsteinen. Außer aus Glaspaste wurden sie auch aus Elfenbein, Knochen, Hartstein sowie in einigen Fällen aus Edelmetall angefertigt. Darunter ist ein Fall erwähnenswert, der ebenfalls in der Nekropole von Sulky gefunden wurde: Das so genannte Amulett-Etui, bestehend aus einem kleinen zylindrischen Behälter mit Kopf einer ägyptischen Gottheit, die ein sehr dünn ausgewalztes Blech enthielt, auf das das Bild des Gerichts des Verstorbenen oder seiner Reise ins Jenseits eingraviert ist (Abb. 4).

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Abb. 4 - Amulett-Etui mit Kopf der Löwengöttin Sekhmet aus der Nekropole Sulky. Archäologisches Gemeindemuseum “F. Barreca” (Foto von Unicity S.p.A.)


Wie die Amulette aus Karthago weisen auch die sardischen Figuren wie Bes, Horus, Ptah-Pateco, die Uräusschlange, sonstige Tiere, Körperteile und verschiedene Symbole mit magischer Schutzfunktion auf (Abb. 5).

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Abb. 5 - Amulett mit unterschiedlicher Form. Kommunales Archäologisches Museum “F. Barreca” (Foto von M. Murgia).


Wozu dienten die Amulette? Die Bevorzugung für magische Ikonographien und Symbole verschiedener Art belegt, dass es die Hauptfunktion der Amulette war, den Schutz gegen die Kräfte des Bösen zu gewährleisten, die dem Verstorbenen auf seinem Weg zum ewigen Leben begegnen.

Bibliografia

  • P. BARTOLONI, Il museo archeologico comunale “F. Barreca” di Sant’Antioco, Sassari 2007.
  • P. CINTAS, Amulettes puniques, Tunis 1946.
  • S. MOSCATI, Il mondo punico, Torino 1980.
  • S. MOSCATI, Le officine di Sulcis, ROMA 1988.
  • S. MUSCUSO, La necropoli punica di Sulky, in M. GUIRGUIS, E. POMPIANU, A. UNALI (a cura di), Quaderni di Archeologia Sulcitana 1. Summer School di Archeologia Fenicio Punica (Atti 2011), Sassari 2012.
  • A. SECHI, Athyrmata fenicio-punici: la documentazione di Sulcis (CA), tesi di laurea, Università degli Studi di Pisa, a.a. 2005-2006.
  • J. VERCOUTTER, Les objects égyptiens et ègyptisants du mobilier funéraire carthaginois, Paris 1945.

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