Detaillierte Datenblätter

Die “Romanisierung” Sardiniens

Als Sardinien im Jahr 238 v. Chr. unter römische Herrschaft fiel, erfolgte keine radikale und plötzliche Transformation der sozialen und wirtschaftlichen Organisation Sardiniens. Das bereits alte und überholte Konzept der „Romanisierung“ ging hingegen von der gewaltsamen Eroberung und Durchsetzung von Bräuchen aus, die von den traditionellen verschieden waren. In Wirklichkeit sandte Rom Gouverneure, die von Militärkontingenten unterstützt wurden, die lokale Verwaltung erfolgte jedoch durch lokale Beamte und gemäß den bereits verwurzelten Traditionen. Das Territorium wurde jedoch organisiert und kontrolliert (Abb. 1).

Abb. 1 - Grenzstein des Territoriums einer lokalen sardischen Bevölkerung: die Uddadhaddar (Bächlein) der Numisie, gefunden im Territorium von Cuglieri. Dis ist ein Zeugnis der territorialen Organisation durch die Römer (Foto: Soprintendenza Archeologica Cagliari).

In die Gebiete der Insel, in denen noch unabhängige Gemeinschaften verblieben, setzte Rom keinen Fuß und begrenzte sich darauf sicherzustellen, dass durchziehende Stämme keine Raubzüge begingen. Die Widmung von Fordongianus für den Kaiser Tiberius durch die lokale Gemeinschaft ist dafür ein deutliches Beispiel.

Die Verbreitung der typisch römischen Bräuche beruht auf einer langsamen Infiltration des Lateins sowie der materiellen Kultur (Objekte, Arbeitstechniken usw.) sowie auch der Anpassung der oberen Schichten an den Lebensstil der „neuen Herren“, die Römer, um zu versuchen, sich möglichst schnell zu assimilieren und so ihre privilegierten Positionen zu behalten.

Die Verbreitung von typisch römischen Elementen in Sardinien, wie den Mosaikbodenbelägen (Abb. 2) und den Grabinschriften (Abb. 3) ist ein Indiz für die kulturelle Penetration auch im Inneren der Insel, die im Zusammenhang steht mit den Transformationen des Territoriums für die Schaffung von Infrastrukturen wie zum Beispiel den Aquädukten (Abb. 4).

Abb. 2 - Anzeichen der Romanisierung: die Mosaike (aus: Rowland 1981, Abb. 3; Überarbeitung von C. Tronchetti).
Abb. 3 - Anzeichen der Romanisierung: die Grabinschriften (aus: Rowland 1981, Abb. 11; Überarbeitung von C. Tronchetti).
Abb. 4 - Überreste des römischen Aquädukts im Territorium von Assemini (Foto: Soprintendenza Archeologica Cagliari).

 

Bibliografia

  • R. J. ROWLAND, I ritrovamenti romani in Sardegna, Roma 1981.
  • N. TERRENATO, The cultural implications of the Roman conquest, in E.BISPHAM (ed.) Roman Europe, Oxford 2008, pp. 234-264;
  • A.WALLACE-HADRILL, Rome’s cultural revolution, Cambridge 2008, pp. 9-14.
  • S. ANGIOLILLO, Sardinia, in E.C.PORTALE, S. ANGIOLILLO, C. VISMARA, Le grandi isole del Mediterraneo occidentale. Sicilia, Sardinia, Corsica, Roma 2005, pp. 198-201.

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