Detaillierte Datenblätter

Das Territorium von Dorgali in der Nuraghischen Zeit

Die Keramiken, die in den unterirdischen Grabstätten  (domus de janas von Mariughìa und Lottoniddo), Grotten und Schutzräumen unter Felsen (San Giovanni Su Anzu, Sisaia, Sas Furmicas, Fuili, Bue Marino) gefunden wurden, sowie die Megalith-Monumente für Bestattungszwecke (Dolmen von Sa Barva) belegen die Nutzung des Territoriums von Dorgali in der ältesten Phase der Bronzezeit (Bonnanaro-Kultur 1800-1600 v. Chr.). In einer engen Schlucht des Lanaittu-Tals, zwischen Oliena und Dorgali, haben Speläologen ein nahezu vollständiges Skelett einer erwachsenen Frau entdeckt, mit bescheidenen Grabbeigaben, die eine Schale, einen Kopf sowie eine Mühle aus Granit umfassen. Sie wurde Sisaia getauft, die Vorfahrin. Der außerordentliche archäologische Wert des Funds besteht in der Tatsache, dass eine Schädeltrapanations zu Lebzeiten vorgenommen wurde, eine Praxis, die zu rituell-religiösen sowie zu therapeutischen Zwecken in Sardinien und Europa verbreitet war.

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Abb. 1 - Rekonstruktion des Grabs und der Grabbeigaben einer Frau, die in der Grotte von Sisaia Dorgali gefunden wurde (aus: Fadda 2006, Abb. 26, S. 34).

 

Im Territorium von Dorgali, das im Wesentlichen aus drei großen Bereichen (den Flusstälern, der Hochebene von Dorgali und der Küste mit schwierigem Zugang zum Landesinneren) besteht, wurden viele Monumente aus der Nuraghenzeit (17. bis 6. Jahrhundert v. Chr.) gefunden: Nuraghen, Mauern, Dörfer, Brunnen und Gigantengräber. Bei den meisten sind der Zeitpunkt der Errichtung sowie der Zeitraum der Nutzung schwer zu ermitteln, da zu wenige und wenig aussagekräftige Funde gemacht wurden, die eine Zuordnung gestatten.

Bisher wurde 44 Nuraghen erfasst (Abb. 2), die sich an den Grenzen der Täler und der Wege befinden. Die meisten sind heute Ruinen, mit einem Turm oder komplexer Anlage, errichtet aus natürlichem Fels, der von Mal zu Mal die planimetrische Entwicklung bestimmt hat.

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Abb. 2 - Nuraghe Mannu-Dorgali (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/index.php?xsl=615&s=17&v=9&c=4461&id=310459).


Hinsichtlich der Siedlungsaspekte sind 111 Nuraghendörfer aus Überresten von Mauerwerk sowie Oberflächenfunden von beweglichem Material 111 Nuraghendörfer bekannt. Die bevölkerungsreichsten Gebieten befinden sich in den Ebenen: Beispiele sind Dughine, Fruncudunue, Iriai I und II, Noriolo, Poddinosa und Ruju sowie vor allem Serra Orrios (Abb. 3). Sie befanden sich sowohl innerhalb eines Bezirks, der von der Nuraghe geschützt wurde, innerhalb von Verteidigungslinien, bestehend aus großen Festungen mit Dorf, oder sie waren wie der größte Teil derselben autonom und unabhängig. Diese Dörfer bestanden aus Hütten unterschiedlicher Anzahl und Komplexität. Die Hütten waren bescheidene Behausungen aus Stein mit Dächern aus Ästen und Stämmen. Innen waren sie oft mit Lehm ausgekleidet, der als Putz diente, und oft wurde Kork zur Dämmung gegen die Kälte verwendet. In der Mitte des Raums befand sich nahezu immer die Feuerstelle, während sich an den Seitenwänden Tische für die häuslichen Arbeiten befanden. In einigen Fällen waren auch Nischen vorhanden.

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Abb. 3 - Luftbild der Fundstätte von Serra Orrios-Dorgali (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/index.php?xsl=615&s=17&v=9&c=4461&id=102911).

Es sind mehr als 40 Gigantengräber erfasst (Abb. 4), was, verglichen mit der Anzahl der bisher erfassten Nuraghen, auf eine hohe Dichte dieses Monumenttyps schließen lässt. Dieser Gräber befinden sich in der Nähe von Nuraghen oder Dörfern, mit denen sie in engem topografischen und kulturellen Zusammenhang stehen, oder vollkommen isoliert, in Paaren oder zu dritt (Biristeddi). Sie wurden aus lokalem Stein errichtet, bereits in der Antike geplündert und wurden größtenteils vollständig zerstört. Bei den meisten handelt es sich um den Dolmen-Orthostat-Typ und sie weisen noch die große monolithische oder bilithische Stele auf.

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Abb. 4 - Gigantengrab von Thomes-Dorgali (Foto von Unicity S.p.A.).

Die religiöse Architektur (Abb. 5) scheint hingegen durch 19 Brunnen (Sorgolitta, Nastallai, Dugulana) sowie eine Quelle (S’Ulumu) dokumentiert. Weitere Architekturformen im Zusammenhang mit dem religiösen Leben sind die Megaron-Tempelchen in der Nähe des Dorfes Serra Orrios.

 

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Abb. 5 - Nuraghische Quelle von S’Ulumu (von: http://wikimapia.org/32752665/it/Fonte-a-Pozzo-di-S-Ulumu#/photo/4767175).

Bibliografia

  • FADDA M. A., Il Museo Speleo-Archeologico di Nuoro, Sardegna Archeologica. Guide e itinerari, 17, Sassari 2006, pp. 34-35.
  • MANUNZA M.R., Dorgali. Monumenti antichi, Oristano, 1995, pp. 21-102.
  • MORAVETTI A., Serra Orrios e i monumenti archeologici di Dorgali, Sardegna Archeologica. Guide e itinerari, 26, Sassari 1998, pp. 75-78, figg. 9-21.
  • MORAVETTI A. (a cura di), Carbonia-Fonni, in La Sardegna. I Tesori dell’Archeologia, La Biblioteca della Nuova Sardegna, vol. 3, Sassari 2011, pp. 71-75.
  • PULACCHINI D., Serra Orrios e i monumenti archeologici di Dorgali, Sardegna Archeologica. Guide e itinerari, 27, Sassari 1998.

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