Detaillierte Datenblätter

Die Bonnanaro-Facies in Thomes

Die Bonnanaro-Kultur prägt in Sardinien die erste Phase der Bronzezeit und dauert auch in der mittleren Bronzezeit an. Bei ihr werden zwei verschiedene kulturelle Aspekte unterschieden: Der erste ist allgemein unter dem Namen Bonnanaro A und/oder Corona Moltana bekannt(1800-1600 v. Chr.), während der spätere Aspekt, der chronologisch der mittleren Bronzezeit I angehört (1600-1500), als Bonnanaro B oder Sa Turricula di Muros bezeichnet wird (1600-1500 v. Chr.).

Dieser letzte Aspekt wurde in Nord- und Mittelsardinien an verschiedenen Fundstätten identifiziert, vor allem Grabstätten (Abb. 1), darunter das Gigantengrab von Thomes-Dorgali. In der mittleren Bronzezeit I sind die Protonuraghen verbreitet (Abb. 1), archaische Nuraghen, überwiegend bestehend aus Korridoren mit unterschiedlicher Gliederung, abgedeckt mit großen horizontalen Steinplatten; im Inneren befinden sich Nischen sowie kleine Räume mit Scheingewölbe, errichtet durch Verjüngung nach oben.

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Abb. 1 - Protonuraghe Bruncu Madugui, im Territorium von Gesturi (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/mmt/1920/504488.jpg).

Aus den begrenzten Untersuchungen der Dörfer der mittleren Bronzezeit geht hervor, dass die Hütten in den gebirgigen und hügeligen Umgebungen nur einen Raum für eine Familie sowie eine Basis aus Mauerwerk aufwiesen. Die Hütte mit rechteckigem und halbrundem Profil von Sa Turricula ist zum Teil in den Fels gegraben und zum Teil durch einen Mauersockel begrenzt; sie weist eine Feuerstelle sowie einen Bodenbelag aus Stein auf. Die Mauern und das Dach konnten mit einem Rahmen aus Ästen bestehen, ausgefüllt mit Zweigen und Schilfrohr und abgedichtet mit Lehm. In Mittel- und Nordsardinien breiten sich ab Beginn der Nuraghenzeit in der mittleren Bronzezeit I die typischen Gräber der Nuraghenzeit aus, die als Gigantengräber bekannt sind, gekennzeichnet durch eine lange Grabkammer aus breiten, vertikal angeordneten Steinplatten und Stelen im Zentrum des halbrunden Bereiches vor der Grabstätte (Thomes-Dorgali, Li Lolghi-Arzachena). Es handelt sich um Sammelgräber, in denen eine Gruppe von Menschen, die in einem bestimmten Territorium lebte, ihre Toten über mehrere Generationen bestattete (Abb. 2).

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Abb. 2 - Gigantengrab von Li Lolghi, im Territorium von Arzachena (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/mmt/1024/49404.jpg).

Im nordwestlichen Teil der Insel wird dieser Typ von Gigantengrab in einem recht kleinen Gebiet (Sassarese und Nord-Logudoro) überwiegend in Fels angelegt; dabei werden die Grabkammern in den Fels geschlagen und mit einer architektonischen Fassade versehen und oft werden dabei vorausgehende domus de janas genutzt (Abb. 3).

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Abb. 3 - Grab mit architektonischem Prospekt von Sas Puntas, im Territorium von Tissi, das mit Fassade, Exedra und Innerem ein Gigantengrab darstellt (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/mmt/480/48318.jpg).

Das einzige sakrale Bauwerk, das bisher der mittleren Bronzezeit zugeschrieben wird, ist der kleine Tempel von Malchittu, im Territorium von Arzachena (Abb. 4), bestehend aus dem Gebäude rechteckigem Grundriss sowie einem Atrium; es erinnert an die so genannten Megaron-Bauten, die für die minoisch-mykenische Architektur charakteristisch sind.

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Abb. 4 - der kleine Tempel von Malchittu-Arzachena (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/mmt/1920/344746.jpg).

Die Keramik ist einfach und schlicht, die Formen, der Ton und die Oberflächen sind grob und die Gefäße weisen zumeist kein Dekor auf.

Die seltenen Schmuckstücke der mittleren Bronzezeit, Elemente von Halsketten oder Anhänger, wurden aus Knochen, Tierzähnen, Muscheln und verschiedenen Steinarten gefertigt.

Bibliografia

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