Detaillierte Datenblätter

Das Wappen der Quattro Mori

Durch den Erlass des Präsidenten der Republik Italien vom 5. Juli 1952 erhielt die Autonome Region Sardinien ein offizielles Wappen: „silbern mit rotem Kreuz sowie mit 4 schwarzen Köpfen mit Stirnbinde“ (Abb. 1). Nachfolgend wurde das Emblem durch das Regionalgesetz vom 15. April 1999, Nr. 10, § 1 wie folgt beschrieben: “in einem weißen Feld mit rotem Kreuz und 4 schwarzen Köpfen mit Stirnbinde, mit Blickrichtung nach rechts“.

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Abb. 1 - Das offizielle Wappen der Autonomen Region Sardinien, 1952 (aus: Fois 1990, Abb. 1, S. 5).

Dieses Emblem, das als Symbol für Sardinien ausgewählt wurde, verweist auf Ursprünge in der iberischen Geschichte. Einer Legende zufolge erschien im Jahr 1096 in Spanien während der blutigen Schlacht von Alcoraz, bei der Pedro I. von Aragon gegen die Musulmanen kämpfte, plötzlich ein Ritter mit einem roten Kreuz auf der Brust, der die Mauren in die Flucht schlug. Nachdem er die Schlacht gewonnen hatte, fand Pedro I. zwischen den Körpern der Gefallenen 4 Köpfe von enthaupteten Königen, mit Turbanen, die mit wertvollen Gemmen besetzt waren. Der Ritter wurde als der hl. Georg identifiziert und zur Erinnerung an das Wunder schuf der König von Aragon ein Wappen, das die 4 Köpfe mit einem roten Kreuz darstellt.

Das Emblem erscheint im Jahr 1281 zum ersten Mal in Spanien (und somit lange vor der Eroberung der Insel ab dem Jahr 1323) auf einem Bleisiegel der königlichen Kanzlei von Peter dem Großen, König von Aragon und es weist die Mauren ohne Krone oder Stirnbinde auf (Abb. 2).

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Abb. 2 - Siegel von Peter dem Großen, 1281 (aus: Fois 1990, Abb. 2, S. 6).

Auf einer Seite der Handschrift, die als „Wappenbuch von Gelre“ bekannt ist, das in der  Bibliothéque Royale in Brüssel aufbewahrt wird und auf den Zeitraum zwischen 1370 und 1386 datiert werden kann, erscheint das Wappen der Quattro Mori zum ersten Mal als Symbol Sardiniens (Abb. 3).

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Abb. 3 - Detail des „Wappenbuches von Gelre“, 1370-1386, in dem zum ersten Mal das Wappen der Quattro Mori als Symbol Sardiniens erscheint (aus: Fois 1990, Abb. 3, S. 8).

Im Jahr 1474 vereinten sich die Krone von Aragon und das Reich Kastilien durch die Ehe zwischen Ferdinando von Aragon und Isabella von Kastilien zum Königreich von Spanien. Als neues Wappen wählten sie die katalanischen Balken und die Quattro Mori blieben Sardinien vorbehalten. Der erste Beleg des Wappens auf der Insel stammt aus dem Jahr 1571 und er befindet sich in den „Capitols de Cort del Stament militar de Serdenya“, das heißt, in den Unterlagen des militärischen Arms des sardischen Parlaments. Auf dem Frontispiz dieses Dokuments werden die Mauren ohne Augenbinde, sondern hingegen mit dem Symbol der Krone dargestellt.

Nachfolgend wurde das Wappen auf Karten, Münzen sowie an Gebäuden wiedergegeben. Ab dem 18. Jahrhundert überlagern sich die Quattro Mori mit dem savoyischen Wappen und erst ab dieser Zeit erscheinen die Mauren mit Augenbinde (Abb. 4).

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Abb. 4 - Wappen Sardiniens in der savoyischen Zeit (aus: Fois 1990, S. 35).

Im 19. Jahrhundert gewann das Wappen der Quattro Mori mit Augenbinde symbolischen Wert für die sardische Identität und es wurde auf die judikale Periode bezogen, eine Interpretation, für die es jedoch keinerlei historische Belege gibt. So entstand die Idee, dass die Unterteilung in 4 Felder auf den Sieg der 4 Judikate über die Araber verweist. Diese Auslegung wurde durch eine Legende aus dem 17.Jahrhundert angeregt, der zufolge das Emblem auf die Niederlage der Musulmanen im Jahr 1015 verweist, während des Versuchs von Mujahid al- Amiri (in Italien als Museto bekannt), die Insel zu erobern.

Nach der Verwendung als Symbol der Partito Sardo d’Azione im Jahr 1921 und der Anerkennung als offizielles Wappen der Autonomen Region Sardinien im Jahr 1952 steht das Wappen der Quattro Mori für das sardische Volk, das sich mit ihm identifiziert.

 

Bibliografia

  • B. FOIS Lo stemma dei Quattro mori, Sassari 1990.
  • L. D’ARIENZO Lo scudo dei Quattro Mori, in I catalani in Sardegna, a cura di J. Carbonell, F. Manconi, Cinisello Balsamo 1984, pp. 199-206.  

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