Detaillierte Datenblätter

Das System der Küstentürme

Der Komplex der Küstentürme Sardiniens war für Jahrhunderte eines der wichtigsten Verteidigungssysteme der Insel, das es gestattete, eventuelle Feinde, die über das Meer kamen, rechtzeitig zu sichten.

Die Überfälle der Araber auf die sardischen Küsten begannen in den ersten Jahren des 8. Jahrhunderts n. Chr. Und wurden in den nachfolgenden Jahrzehnten fortgesetzt, so dass die Errichtung der ersten Türme zur Verteidigung der Küste erforderlich wurde.

Vom 9. bis zum 15. Jahrhundert, während der Periode der sardischen Judikate (Cagliari, Arborea, Torres und Gallura) sowie der pisanischen und genuesischen Herrschaft, wurden zahlreiche Festungsanlagen errichtet und zu Beginn der spanischen Herrschaft über die Insel wurden die sardischen Küsten von ca. 60 Türmen bewacht.

Zu Beginn und während der gesamten ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahmen die Überfälle stark zu und führten nicht nur an den Küsten Sardiniens zu Zerstörungen, sondern auch in Süditalien und Spanien. Zu Beginn des Jahrhunderts wurden die aus Spanien vertriebenen moriscos von den Berbern aufgenommen, die sich der Piraterie und dem Sklavenhandel widmeten, und aufgrund der Nähe von Sardinien zu Nordafrika bestand die Gefahr von Überfällen von türkisch-barbarischen Piraten, so dass die Krone von Spanien Gegenmaßnahmen für die Kontrolle der Insel unternehmen musste.

Bereits ab 1570 wurde damit begonnen, ein Netz von Festungen zur Verteidigung der Küsten zu planen, jedoch erst im Jahr 1587, nach Überfällen auf Dörfer in der Nähe von Cagliari im Jahr 1582, richtete der König Philipp II. von Spanien die „Königliche Turmverwaltung“ ein und übertrug ihr die Aufgabe, neue Türme zu errichtet, sie zu verwalten, die Soldaten anzuwerben und sie mit Waffen auszustatten (Abb. 1). Diese Organisation mit Sitz in Cagliari wurde vom Viceré geleitet, der den Hauptmann (Alcaide), sie Schützen und die Soldaten für die Verteidigung des Turms ernannte. 2). Ihre Aufgabe war es, ständig das Meer zu überwachen, damit feindliche Schiffe rechtzeitig gesichtet und mit den Kanonen versenkt werden konnten.

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Abb. 1 - Steintafel an der Fassade des Königspalasts von Cagliari, die an die „Königliche Turmverwaltung“ erinnert (Foto M. G. Arru).
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Abb. 2 - Soldatenfigur (Museum der Türme Sardiniens).

 

Das Phänomen der Piraterie endet zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dadurch verloren die Küstentürme ihre Funktionen; im Jahr 1842 wurde die Königliche Turmverwaltung daher abgeschafft. Einige der Türme blieben besetzt und wurden für militärische Zwecke wie Meldestationen genutzt, und erst im Jahr 1989 im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Staat und Region außer Betrieb genommen.

Normalerweise befanden sich die Türme in strategischen Lage, von denen aus es möglich war, große Küstenabschnitt zu überblicken, und alle Türme konnten über Lichtsignale mit Türmen in der Nähe kommunizieren.

Nahezu alle weisen einen runden Grundriss sowie konische oder zylindrische Form auf (Abb. 3) und können in drei Typen unterteilt werden:

  • Armas-Türme oder Gagliarden, das heißt, die größeren Türme, mit einem Durchmesser von ca. 17 Metern und einer Höhe von 14 Metern; sie wurden von einem Alcaide befehligt, dem ein Artillerist und 4 Soldaten unterstellt waren; die Bewaffnung bestand aus 4 Kanonen mit großem Kaliber, zwei Spingarden und 5 Gewehren.
  • Senzillas-Türme, das heißt, Türme mittlerer Größe (13 Meter Durchmesser und 10 Meter Höhe); besetzt mit einem Alcaide, einem Artilleristen und zwei oder drei Männern mit zwei Kanonen mit mittlerem Kaliber, zwei Spingarden und 5 Gewehren.
  • Torrezillas-Türme, die die kleinsten waren (5 Meter Durchmesser und 7 Meter Höhe) und nahezu ausschließlich zur Beobachtung dienten; sie waren besetzt mit zwei Soldaten, bewaffnet mit einer Spingarde und zwei Gewehren.
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Abb. 3 - Modell eines Küstenturms (Museum der Türme Sardiniens).

Der Eingang zu den Türmen befand sich in einer Höhe von ca. 4 - 6 Metern über dem Boden und er konnte nur mit einem Seil oder einer Leiter erreicht werden, die nach der Benutzung eingezogen wurden. Die Terrasse, genannt Waffenplatz, nutzten die Soldaten zur Beobachtung, für Signale an andere Türme sowie für den Artilleriebeschuss (Abb. 4). Sie konnte durch eine Luke erreicht werden, über ein Seil oder über eine gemauerte Treppe an der Innenwand.

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Abb. 4 - Modell eines Küstenturms: der Waffenplatz (Museum der Türme Sardiniens).

 

 

Bibliografia

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  • G. MONTALDO, Le torri costiere della Sardegna, Sassari 1992.
  • F. FOIS, Torri spagnole e forti piemontesi in Sardegna, Cagliari 1981.
  • E. PILLOSU, Le torri litoranee in Sardegna, Cagliari, 1957.
  • A. DELLA MARMORA, Proposta per il riordinamento delle torri di Sardegna e di un nuovo servizio costale per quell’isola, Torino, 1849.
  • ANONIMO, Della costruzione e mantenimento delle torri del Regno di Sardegna, 1738.
  • ASSOCIAZIONE SICUTERAT, Museo delle Torri e dei Castelli della Sardegna. Collezione Monagheddu Cannas, Sassari 2003.  

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