Semestene

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Kirche und Kloster San Nicola di Trullas

Die Kirche San Nicola di Trullas befindet sich unweit des kleinen Zentrums Semestene, in der Provinz Sassari. Das Kirchengebäude, im Jahr 1113 von der Familie Athen gespendet Brüder zu Camaldolese, wurde nach dem "romanischen" gebaut und hat eine sehr ein-fache Struktur: die Form eines Kastens, von dem nach Osten Apsis ragt.

Die Fassade weist im unteren Teil ein einfaches Portal auf, mit Architrav und aufgesetztem Entlastungsbogen, während weiter oben in der Wand eine Reihe von kleinen Bogen zu Säulen in zu sehen ist (Abb. 1). Der Raum zwischen den kleinen Bogen wird von 4 bemalten Keramikbecken eingenommen (Abb. 2): Es handelt sich um Keramikbehälter, die zu Dekorzwecken in das Mauerwerk eingelassen sind; sie sind auch auf der gegenüberliegende Seite der Kirche vorhanden, die nach Osten weist.

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Abb. 1 - Die Kirche San Nicola di Trullas (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 2 - Detail der Fassade mit den Keramikbecken (Foto von Unicity S.p.A.).

Die beiden Seitenwände der Kirche sind auf gleiche Weise gegliedert: Eine vertikales architektonisches Element, genannt Lisene, unterteilt sie in zwei Teile, die jeweils ein Monoforium aufweisen (Abb. 3-4).

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Abb. 3 - Die Kirche San Nicola, gesehen von Südwesten (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 4 - Die Südseite der Kirche (Foto von Unicity S.p.A.).

Im oberen Teil befindet sich hingegen eine Reihe von auf der Mauer aufliegenden kleinen Bogen, die sich auch auf der Seite des Gebäudes befinden, die der Fassade gegenüber liegen. Diese Seite eist im Unterschied zu den anderen einen Apsis genannten vorstehenden halbrunden Teil auf. Auch die Oberfläche der Apsis wird wie die Seitenwände in der Mitte vertikal durch eine Lisene unterteilt und die Teile weisen jeweils ein Monoforium auf, das die Beleuchtung der Kirche gewährleistet (Abb. 5).

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Abb. 5 - Die Apsis (Foto von Unicity S.p.A.).

Das Innere des Bauwerks weist die gleiche Schlichtheit auf, die das Äußere bestimmt: Ein großer rechteckiger Raum, genannt Schiff, überdacht von zwei Gewölben. Im hinteren Bereich, unmittelbar hinter dem Altar, öffnet sich die halbrunde Apsis, der wichtigste Bereich der Kirche, die früher vollständig ausgemalt war; auch die übrigen Wände wiesen eine Bemalung auf, von der heute leider nur wenige Spuren erhalten sind.

Während der Restaurierungsarbeiten im Jahr 1997 tauchten nach der Entfernung des Verputzes der Innenwände Fresken aus den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts auf. Erhalten sind die Darstellungen eines Christus in der Majestät zwischen den Aposteln in der Apsis, der Vierundzwanzig Ältesten bei der Anbetung des Lamm Gottes im östlichen Gewölbe, einer Engelsschar im westlichen Gewölbe sowie verschiedene Fragmente mit pflanzlichen Motiven (Abb. 6-7).

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Abb. 6 - Fresken in der Apsis (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 7 - Hypothese zur Rekonstruktion der Fresken (Visual von Unicity S.p.A.).

Es wird angenommen, dass sich an der Apsis ein Glockenturm befand.

An der Südseite der Kirche schloss sich das Kloster an, von dem heute nur einige Räume erhalten sind, begrenzt von Mauern, von denen wenig mehr als die Fundamente erhalten sind. Die Anlage ist jedoch noch zu erkennen: Eine viereckiger Kreuzgang mit einem Brunnen in der Mitte, umgeben von einem überdachten rechteckigen Deambulatorium, an das sich verschiedene Räume mit unterschiedlicher Größe anschlossen (Abb. 8).

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Abb. 8 - Hypothese zur Rekonstruktion des Kreuzgangs des Klosters (Visual von Unicity S.p.A.).

Auf der Grundlage von Vergleichen mit anderen Klosteranlagen wurde mit einigen Zweifeln ein möglicher Kapitelsaal auf der Ostseite vorgeschlagen, an den sich dann weitere Räume anschließen, wie zum Beispiel ein Parlatorium. Es wird angenommen, dass auf der anderen Seite der Kirche ein Refektorium vorhanden war, ein Garte im Zentrum des Kreuzgangs sowie einige Räume, die sich normalerweise entlang der Korridore des Kreuzgangs befinden: ein Scriptorium, ein Raum zum Lesen, ein Bereich für die Räumlichkeiten des Abts und des Priors der Novizen sowie gegebenenfalls ein Bereich für die Gräber der Prioren (Abb. 9).

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Abb. 9 - Hypothese zur Rekonstruktion der Kirche und des Klosters, gesehen von Nordosten (Visual von Unicity S.p.A.).

Das Kloster wurde aus behauenen Steinblöcken errichtet und wie bei diesem Gebäudetyp üblich abgedeckt von einem Dach mit Dachstuhl. Es ist wahrscheinlich, dass es Decken aus Holz aufwies, die das Erdgeschoss vom Obergeschoss trennten (wo sich die Zellen der Mönche befanden), sowie vielleicht ein Untergeschoss auf der Südseite, die noch heute einen zum Tal hin abschüssigen Bereich aufweist.

Die Größe und die interne Gliederung der Räumlichkeiten führen zu der Vermutung, dass hier ein größere Zahl von Mönchen lebte, was auch die Rekonstruktion des wirtschaftlichen Lebens des Priorats Condaghe di San Nicola di Trullas nahelegt. Das Verhältnis zu den Quellen aus dem 12. Jahrhundert, das der Stiftung der Kirche chronologisch nahe ist, ist problematisch, da keinerlei Material gefunden wurde, das belegt, dass dieser Fundort im 12. Jahrhundert frequentiert wurde. Die Bezirke, die noch untersucht werden müssen (Nordseite, Bereich vor der Fassade) könnten bei der Rekonstruktion der Phasen des Lebens des Klosters zwischen dem 12. und dem 13. Jahrhundert hilfreich sein und anhand der erhaltenen schriftlichen Quellen überprüft werden (Abb. 10).

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Abb. 10 - Hypothese zur Rekonstruktion der Kirche und des Klosters, gesehen von Nordwesten (Visual von Unicity S.p.A.).

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Credits

Wissenschaftliche koordination
dr. Maria Grazia Arru

Wissenschaftliche beratung
dr. Rossana Martorelli
dr. Alberto Virdis
dr. Silvia Marini
dr. Cristiana Cilla
dr. Marco Muresu

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