Majolika-Teller aus Valencia (Mitte des 14. Jahrhunderts)
Während der Grabungskampagne des Jahres 1992 wurde auf der Halde der Burg Monreale ein großer Majolika-Teller aus Valenz gefunden, dekoriert in Blau und Lustrum.
Ein Teil des Rands fehlt. Der Teller ist recht flach, Wände stark nach außen geneigt, Rand flach mit verstärktem und abgerundetem Rand, Boden ohne Füße.
Die Innenfläche (Abb. 1) weist ein Lustrum-Dekor mit dem pflanzlichen Motiv anillos con discos auf und in der Mittel ist in Blau ein Vogel dargestellt (vielleicht ein Pfau oder ein Falke), Gesicht nach links, mit großen Krallen und kurzem, gebogenem Schnabel, Hopf auf dem Kopf und langem Schwanz, bis zum Rand des Tellers. Das Äußere des Tellers (Abb. 2) weist ein Lustrum-Dekor mit stilisiertem pflanzlichen Motiv auf, bestehend aus Blattelementen, eingeschlossen in unregelmäßige Kreise mit dünner Linie
Das Erzeugnis verweist auf die Meisterschaft der Keramiker aus Paterna und Manises, Zentren in der Nähe von Valencia, die zwischen dem 14. Und 17. Jahrhundert auf die Produktion von Majolika mit Dekor mit goldenen und hellblauen Reflexen spezialisiert waren (Abb. 3), die in ganz Europa beliebt waren und auf den pisanischen, genuesischen, mailändischen und venezianischen Märkten gehandelt wurden. Die angewendete Technik war die des “Metalllustrum”, gekennzeichnet durch einen changierenden Glanz der Ornamente, weit verbreitet im Orient seit dem 9. Jahrhundert, jedoch auch auf der iberischen Halbinsel belegt.
Nach dem Drehen und Trocknen wurden die Gefäße einem ersten Brand bei einer Temperatur von 850-900 °C unterzogen, um den so genannten „Biskuitbrand“ zu erzielen, den Keramikkörper ohne jede Beschichtung. Anschließend wurde die Oberfläche mit einer Glasur überzogen, die durch die Zugabe von Zinnoxiden mattiert wurde, normalerweise in der Farbe Weiß. Die so erzielte Oberfläche konnte nach der Trocknung mit Substanzen auf der Basis von Metalloxiden bemalt werden, mit denen unterschiedliche Farben erzielt wurden: Kobalt für blau, Kupfer für grün und Mangan für braun/violett. An diesem Punktwurde das Erzeugnis einem zweiten Brand unterzogen, bei dem die Glasur und die Farben mit dem Keramikkörper verschmolzen. Für das Lustrum-Dekor wurde eine Paste aus Metallsalzen (Silber- oder Kupferoxid) und mit Essig verdünntem Ton auf die Keramik aufgetragen und ein dritter Brand war erforderlich. Dieser erfolgte bei einer niedrigen Temperatur von ca. 600 °C, um zu vermeiden, dass die Hitze zur Verdampfung der Metallschicht führte.
Dazu wurden kleine Öfen verwendet, bei denen der Zug eingestellt werden konnte, da eine reduzierende Atmosphäre ohne Sauerstoff erforderlich war. Dazu wurden die Öffnungen verschlossen und es wurden Rauch erzeugenden Substanzen (noch frisches Holz, Zucker usw.) verwenden, die die Oxidierung der Metalle verhinderten. Nach dem Abkühlen musste die Oberfläche abgerieben werden, um Rückstände von Ton und Rauch zu entfernen und so den Lustrum-Effekt zu erzielen. Das Silber führte zu einer gelben oder grünlichen Färbung, während das Kupfer zu gelben, orangen oder braunen Farbtönen führte.
Zu den wichtigsten Fundstücken mit Dekor in Blau und Lustrum gehören diejenigen des so genannten „Fondo Pula” (Abb. 4). Dabei handelt es sich um 58 Keramikerzeugnisse, die auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert werden können und 1869 in Pula in der Provinz Cagliari gefunden wurden. Während der Arbeiten zum Ausbau der Straße zum Monte Granatico wurde ein in den Boden gegrabenes Versteck (ein rechteckiger Graben von 1,20 x 1,00 Metern mit einer Tiefe von 0,80; Abb. 5) gefunden, der Tongefäße aus valencianischer, pisanisch-ligurischer, majorkinischer und sizilianischer Produktion enthielt. Es handelt sich um den wichtigsten Fund von hispanisch-maureskischer Keramik, der je in Sardinien gefunden wurde. Zurzeit werden die Fundstücke in der Nationalpinakothek von Cagliari ausgestellt.
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