Detaillierte Datenblätter

Das christliche Baptisterium

In der spätantiken Epoche wandelte sich das Stadtbild von Tharros und die Stadt ist in getrennte Kerne gegliedert, von denen die religiösen besondere Bedeutung haben.

In diesem Rahmen ist der Wandel des Bereichs nördlich der Thermen Nr. 1 am Ufer des Golfs von Oristano von Bedeutung (Abb. 1).

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Abb. 1 - Lage des frühchristlichen Bereichs (von Google Earth. Überarbeitung von C. Tronchetti)

In dem Bereich, der im Norden an die Thermen angrenzt, wurde im 6. Jahrhundert n. Chr. ein kleiner Komplex errichtet, bei dem Sandsteinblöcke sowie Materialien von bereits verfallenen Gebäuden verwendet wurden.

Dieser Komplex besteht aus einem Apsisraum mit zwei kleinen rechteckigen Räumen sowie einer Taufaula (Abb. 2).

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Abb. 2 - Der frühchristliche Komplex (aus: SPANU 1998, S. 82 )

Der Bau für diese liturgischen Zweck wies ebenfalls ein Apsis auf und enthielt ein Tauchbecken mit hexagonaler Form (Abb. 3).

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Abb. 3 - Das Baptisterium aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. (Foto von Unicity S.p.A.)

Das Vorhandensein eines Mauerabschnitts mit den Basen von zwei Säulen belegt, dass sich ein Baldachin über dem Becken befand (Abb. 4).

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Abb. 4 - Die Überreste des Baldachins des Baptisteriums (Foto von Unicity S.p.A.)

Die Taufe erfolgte durch Eintauchen des erwachsenen Täuflings, der auf einem entsprechenden Sitz aus opus cementium saß (Abb. 5).

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Abb. 5 - Detail des Bodenbelags des Taufraums (Foto Unicity)

Der Bodenbelag der Taufaula sowie auch der des Beckens besteht aus großen Basaltplatten, die mit dem Straßenbelag nahezu identisch sind; sehr wahrscheinlich stammen diese Platten von einer Straße, die nicht mehr genutzt wurde (Abb. 6).

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Abb. 6 - Detail des Bodenbelags des Taufraums (Foto Unicity)

Die mittelalterliche Tradition verortet die Ecclesia S. Marci in Tharros und es wurde vorgeschlagen, diese Ecclesia mit den Bauwerken nördlich der Thermen Nr. 1 zu identifizieren. Der Komplex könnte Indiz für die Präsenz einer kleinen Gruppe von Mönchen sein, die sich im alten, nahezu vollständig verlassenen Stadtzentrum niedergelassen hatten. Die Benennung nach dem Heiligen wurde dann auf die gesamte Halbinsel übertragen und ist bis heute erhalten geblieben.

Bibliografia

  • A.M. GIUNTELLA, Materiali per la forma urbis di Tharros tardo-romana e altomedievale, in P.G. SPANU (ed.), Materiali per una topografia urbana. Status quaestionis e nuove acquisizioni, Oristano 1995, pp. 130-139.
  • P.G. SPANU, La Sardegna bizantina tra VI e VII secolo, Oristano 1998, pp. 80-85.

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