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Basilika San Saturnino

Der archäologische Bezirk San Saturnino befindet sich im östlichen Teil der Stadt Cagliari, einem Bereich, der in der Antike außerhalb des Stadtgebiets lag, im Gebiet der Nekropole östlich der Stadt, von der heutige Viale Regina Margherita bis zum Bonaria-Hügel. Hier sind noch Überreste der Nekropole sowie der dem Märtyrer Saturnino geweihten Basilika sichtbar (Abb. 1).

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Abb. 1 - Allgemeine Planimetrie (aus: Salvi 2002, S. 210).

Die älteste bisher in diesem Bereich bekannte Struktur ist ein viereckiger Bau, dessen Funktion noch unklar ist, im südöstlichen Bereich der Nekropole. Außerdem wurde unter dem nördlichen Arm der Kirche ein Bossenmauerabschnitt in opus isodomus  gefunden, der auf das 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, das heißt, in spätrepublikanische Zeit. Um das Kultgebäude herum sind Gräber und Überreste von Bestattungsbauwerken sichtbar, die sowohl der römischen, als auch der spätantiken Phase angehören: In der Nekropole befanden sich freie Stellen sowie Gräber unterschiedlichen Typs (Grubengräber, Kuppelgräber, eingegrabene Sarkophage; Abb. 2) und unterschiedlich große Bestattungsbauwerke, errichtet aus Kalksteinblöcken und Ziegeln, in einigen Fällen mit Mosaikböden (Abb. 3); in ihrem Inneren wurden die Gräber angelegt, vor allem Gruben, die mit Ziegeln oder kleinen Steinen ausgekleidet waren, abgedeckt mit Embrici oder Steinplatte und nur in seltenen Fälle Kapuzinergräber. Die Rekonstruktion des Netzes der internen Straßen, an denen die Häuser ausgerichtet sind, ist bisher noch nicht gelungen.

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Abb. 2 - Ausgekleidetes Grubengrab und eingegrabener Sarkophag (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 3 - Bestattungsgebäude im Nordwesten der Nekropole (Foto von Unicity S.p.A.).

Überreste einiger Mausoleen sind außerdem in der Nähe der Kirche S. Lucifero erhalten; sie wurden im 17. Jahrhundert entdeckt bei der Suche nach heiligen Körpern und der Entdeckung des vermeintlichen Grabs des Bischofs von Cagliari, Lucifero, Verteidiger der Orthodoxie und Widersacher der Arianer, der im 4. Jahrhundert gelebt hat: Es handelt sich um einen Komplex, der ursprünglich aus drei bestattungsräumen bestand, die als „unterirdische Kirchen“ oder Sacaelli S. Lussorio, Rude und S. Lucifero bekannt sind (Abb. 4). Aus den Berichten aus dem 17. Jahrhundert kann auf ihre ursprüngliche Form geschlossen werden, ein kleiner viereckiger Raum, verbunden mit einer viereckigen Aula, mit Gewölbe, das von Pilastern getragen wurde, mit mehreren Gräbern übereinander, während sich weitere auf mehreren Ebenen des Bodenbelags befanden, gekennzeichnet mit Inschriften. Vollständig erhalten sind die 2. Kirche (Abb. 5) - deren Gewölbe aus dem 17. Jahrhundert und der Bodenbelag aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts stammen - und der Zugangskorridor zur 1. (unter dem ehemaligen Istituto Tecnico), während von der 3., während von der dritten nur vermutet werden kann, dass sie sich unter dem Presbyterium der aktuellen Kirche befand.

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Abb. 4 - Planimetrie der Räume unter der Kirche S. Lucifero, mit Bezug auf S. Saturnino (aus: Mureddu et alii 1988, S. 156).
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Abb. 5 - Das Innere der so genannten 2. Unterirdischen Kirche (Foto von Unicity S.p.A.).


In der Nekropole wurde wahrscheinlich zu Beginn des 4. Jahrhunderts Saturnino beigesetzt, den Quellen zufolge in einer „kleinen Krypta“, bei der es sich vielleicht um die große Apsis handelt, die im nördlichen Bereich gefunden wurde (Abb. 6); darin sehen einige Forscher die „Basilika“, die Fulgenzio gesehen hat, der Bischof von Ruspe, der in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Cagliari im Exil war.

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Abb. 6 - Apsis im nördlichen Bereich (aus: Martorelli, Mureddu 2006, S. 24).


Die heute sichtbare Kirche ist das Resultat von Veränderungen, Umbauarbeiten und Erneuerungen im Lauf der Jahrhunderte: Die erste Anlage stammt aus der byzantinischen Zeit, zwischen der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und dem Beginn des 7. Jahrhunderts, mit Kuppelkörper (Abb. 7), Kreuzgrundriss und Armen mit drei Schiffen, von der der zentrale Würfel und Überreste der Scarsella-Apsis erhalten sind.

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Abb. 7 - Der Körper der Kuppel, gesehen von Norden (Foto von Unicity S.p.A.).

Die Kuppel war über Halbkreuzfelder an den quadratischen Raum angeschlossen, der Vollbögen auf Pilastern mit eingelassenen Säulen aus rotem Marmor lasteten (fig. 8). Der Bau veränderte das Aussehen der Nekropole, die weiterhin genutzt wurde, in entscheidender Weise durch den Abriss der vorausgehenden Bestattungsräume sowie durch die Aufschüttung mit Abrissmaterial, das auch im Mauerwerk der Kirche verwendet wurde.

In den so entstandenen Räumen werden neue Gräber angelegt, der Position durch die Umgestaltung des Raums bedingt ist: Während die spätrömischen Gräber in Abhängigkeit von den Gebäude ausgerichtet wurden, in denen sie sich befinden, sind die byzantinischen und frühmittelalterlichen, die sich im Freien befinden, West/Ost-Richtung ausgerichtet sowie auf den Kuppelkörper, an den sie in einigen Fällen angrenzen.

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Abb. 8 - Die Kuppel mit den Anschlussfeldern, gesehen von unten (Foto von Unicity S.p.A.).


Während der judikalen Zeit wurde die Kirche, wie Dokumente in der Kanzlei von Cagliari belegen, von den Giudice den Mönchen von S. Vittore di Marsiglia gestiftet, die sie zwischen 1089 und 1119 nach protoromanischen Vorbildern renovierten, den zentralen Kuppelbau beibehielten und die 4 Arme rekonstruierten, von denen nur der östliche, dreischiffige erhalten ist, an dem sich die Hauptapsis befand, mit Wand aus Kalkstein und zweifarbigen Akzenten in der Apsis, Mittelschiff mit Tonnengewölbe sowie Seitenschiffe mit Kreuzgewölben (Abb.  9-10). Die Baumeister aus der Provence verwendeten in größerem Umfang Abrissmaterial wie Kapitelle , Säulen, architektonische Fragmente, Inschriften und Grabsteine. Alle Gräber und die Kontexte aus der frühmittelalterlichen Zeit wurden wiederum verwendet zur Anhebung der Bodenbeläge in der viktorinischen Zeit verwendet.

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Abb. 9 - Östlicher Arm der Basilika, mit Hauptschiff und Seitenschiffen (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 10 - Planimetrie der Basilika aus dem 17. Jahrhundert (aus: Carmona 1631, Bl. 61ar).

Im 17. Jahrhundert wurde der zum Teil bereits baufällige interne und externe Bereich der Kirche durch die Suche nach heiligen Körpern zerstört und anschließend wurde eine Krypta auf der Längsachse der Basilika erbaut, die teilweise erhalten ist, ursprünglich zugänglich über eine Treppe (Abb. 11). Diese Grabungsarbeiten, die ohne jede wissenschaftliche Methode durchgeführt wurden, sondern lediglich, um möglichst viele vermeintliche Reliquien von Märtyrern zu finden, führten zu umfangreichen Veränderungen der ältesten Schichten, was für die Forscher heute beim Verständnis und der Rekonstruktion der Fundstätte zu großen Schwierigkeiten führt.

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Abb. 11 - Planimetrie der Basilika und der Krypta (aus: Mureddu et alii 1988, S. 175, Tafel 31).

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Credits

Wissenschaftliche koordination
dr. Maria Grazia Arru

Wissenschaftliche beratung
prof. Rossana Martorelli, dr. Lucia Mura

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