Detaillierte Datenblätter

Die ersten Burgen

Ab Mitte des 9. Jahrhunderts beginnen in Europa die ersten befestigten Bauwerke zu erscheinen, die als Vorläufer der eigentlichen Burgen angesehen werden können. Aufgrund der häufigen Überfälle der Normannen an den Küsten Nordeuropas sowie in ganz Frankreich begannen die lokalen Gemeinschaften, sich besser zu ihrer Verteidigung zu organisieren und verlegten ihre Häuser an den Sitz des Herren, der seine Besitztümer befestigte. Diese ersten Burgen bestanden aus einem großen quadratischen Turm aus Holz, geschützt von einer Palisade, errichtet auf einer natürlichen oder künstlichen Anhöhe. Um den Burghügel herum wurde ein Graben angelegt, während in einer gewissen Entfernung eine niedrigere Einfriedung errichtet wurde (ebenfalls geschützt durch einen Graben und eine Palisade), in der die Vasallen, die Bauern und die Diener im Fall von Gefahr Schutz fanden.

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Abb. 1 - Der „Burghügel” (aus: GRAVETT 1999, S. 9).

 

Die Burgen ab dem 10. Jahrhundert

Ab dem 10. Jahrhundert begann man, Burgen aus Mauerwerk zu errichten; dabei wurde die Bauform geändert und aus einfachen befestigten Schutzbauten wurden Kampfanlagen und Symbole der Macht.

So wurden die ersten quadratischen oder runden Bergfriede aus Stein errichtet, umgeben von einer Mauer und Türmen. Der Burgfried, das heißt, der Hauptturm, diente gleichzeitig als Festung und Wohnsitz. Es handelte sich dabei um spartanische Burgen, bei denen die Sicherheit Vorrang vor dem Luxus hatte. Die Räume waren klein und eingerichtet mit weinigen schlichten Möbeln wie Bänken, Tischen und Betten; die Fenster hatten keine Scheiben und die Familie des Burgherrn lebte in einem großen Raum, in dem geschlagen wurde und in dem auch die Gäste und die Vasallen empfangen wurden. Die übrigen, ebenfalls sehr spartanischen Räume, dienten zur Unterbringung der Soldaten, als Stallungen sowie für die Dienerschaft. Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts verbreitete sich die Bautechnik der konzentrischen Burg, gekennzeichnet durch einem Komplex von Mauerringen zur Verteidigung, die den Burgfried umgaben.

Normalerweise befanden sich diese Burgen auf Anhöhen, auf Hügeln oder Felsen, die es gestatteten, das umgebende Territorium zu dominieren. Es gibt auch Burgen, die in der Ebene errichtet wurden, normalerweise an der Kreuzung wichtiger Straßen oder an Grenzen.

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Abb. 2 - Burgkomplex mit Graben, Zugbrücke und Wachtürmen (aus: VIOLLET LE DUC 2002, Abb. 28, S. 670).

 

Mauer, Türme, Wachgang und Zugbrücken

Die Festung war von einem großen Graben umgeben, hinter dem sich die Ringmauer erhob, normalerweise bestehend aus robustem Mauerwerk mit Zinnen, 10 oder mehr Meter hoch, unterbrochen von Verteidigungstürmen mit Zinnen, mehr oder weniger zahlreich in Abhängigkeit von der Bedeutung. Der Freiraum hinter den Zinnen der Mauer diente als „Wachgang“, auf dem die Soldaten die Burg bewachten. Die Mauern der Burg wiesen auch Schießschachten auf, das heißt, außen schmale und innen breite vertikale Öffnungen, hinter denen die Bogenschützen im Fall der Belagerung der Burg ihre Pfeile abschießen konnten, ohne von denen der Feinde getroffen zu werden. Außer durch die Mauern, die Türme und den Wachgang erfolgte die Verteidigung der Burg auch durch die die Zugbrücke, die mit Ketten hochgezogen oder über den Burggraben abgesenkt werden konnte und so den Hauptzugang der Burg schützte. Dieser wurde durch ein oder mehrere Tore aus Holz und in einigen Fälle auch durch ein Fallgitter aus Eisen geschützt.

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Abb. 3 - Schnitt der befestigten Mauer mit einem Wachsoldaten auf dem Wachgang, geschützt von Zinnen (aus: VIOLLET LE DUC 2002, Abb. 49, S. 684).
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Abb. 4 - Zugbrücke (aus: VIOLLET LE DUC 2002, Abb. 33, S. 673).



Bibliografia

  • E.E. VIOLLET LE DUC, Encyclopédie Médiévale, Tome I, Tours 2002.
  • C. GRAVETT, I castelli medievali, Novara 1999.

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