Bereich der Basiliken von Cornus
- Frühchristliche Zeit, 6. - 7./8. Jahrhundert n. Chr.
Der Bezirk von Cornus wurde ab der prähistorischen Zeit bis in die Moderne lange ge-nutzt:
In den letzten Jahrzehnten des 6. Jahrhunderts v. Chr. erbauten die Karthager ein Stadt, wahrscheinlich auf der Hochebene von Campu’e Corra: Cornus. Gefunden wurden archi-tektonische Elemente sowie Materialien aus Wohnvierteln in der Umgebung des Hügels von Corchinas, der Anhöhe, auf der sich die von einer Ringmauer geschützte Akropolis befand. Cornus beteiligte sich im Jahr 215 v. Chr. unter der Anführung des Kom-mandanten Hampsicora an dem antirömischen Aufstand.
Nach der römischen Eroberung Sardiniens im Jahr 238 v. Chr. befand sich die Stadt sehr wahrscheinlich an der Stelle der vorausgehenden. In der Umgebung entstanden Villen wie im Fall von Sisiddo, Lenàghe und vielleicht auch Columbaris. Dieser vorstädtische Bereich nördlich der Stadt war über eine Straße angebunden, die von Cornus nach Guru-lis Nova (Abb. 2). Der Fund von abgedichteten Mauerelementen hat zu der Hypothese geführt, dass sich hier ein Thermalkomplex befand, der wahrscheinlich mit einer vorstäd-tischen Villa in Zusammenhang stand. Von diesem Bereich wurden 4.000 m² durch Gra-bungsarbeiten freigelegt, die sich über 20 Jahre hingezogen haben, und wobei wurden die Überreste eines Episkopalkomplexes gefunden, unterteilt in Bestattungs- und Kult-bezirk, wobei es sich vielleicht um die antike Diözese Senafer handelt.
Hier befindet sich ein großer Friedhofsbereich, der sich nach Süden hin ausdehnt. Die ersten Bestattungen fanden in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Gräbern statt, die direkt in den Fels gehauen wurden; ein Teil davon nahmen eine viereckige Zisterne aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. ein. Letztere war wahrscheinlich Teil der Thermalanlage der Villa. In der nachfolgenden Zeit wurde der Bezirk monumentalisiert: der nördliche Friedhofsbezirk (Sektor IV,1 - Abb. 3) wurde mit Terrasse strukturiert und von Gräbern mit Sarkophagen eingenommen. Auch in dem kleinen Zisternenraum wurden neue Bestattungen vorgenommen: Über den älteren Gräbern wurden 4 Sarkophag für die Bestattung von Adligen aufgestellt.
Zeitgleich wurde eine Bestattungsbasilika mit Apsis (Abb. 4, 6 B-L), einschiffigem Grundriss, zwei konzentrischen Apsiden nach Norden sowie 5 angrenzenden Räumen errichtet. Zwischen dem Ende des 5. Jahrhunderts und dem Beginn des 6. Jahrhunderts n. Chr. wurde in der Basilika ein kurzer Korridor in Querrichtung ange-legt, der zu einem viereckigen Mausoleum führt, während in der Südostecke ein Raum mit einem exten ovalen und innen rechteckigem Becken geschaffen wurde, das als klei-nes Taufbecken interpretiert wurde. Die Bestattungsbasilika war mit dem Episkopal-komplex, der sich weiter südlich befindet, über einen großen Innenhof verbunden; wahrscheinlich gab es einen Weg zur Verbindung dieser Bereiche mit der Nekropole im Osten.
Zwischen der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts und Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurden südlich der Friedhofsbasilika zwei parallele und miteinander verbunden (Abb. 5), jedoch einander entgegengesetzt ausgerichtete Kultaulen errichtet: eine größere, die so genannte „episkopale“ (Abb. 6, Nr. 1; Abb. 7), diente den normalen liturgischen Zwe-cken, während die südliche (Abb. 6, Nr. 2); Abb. 8) und kleinere ausschließlich für die Taufriten genutzt wurde.
Die Kathedrale weist einen Narthex, drei Schiffe sowie eine höher gelegene Apsis mit Kathedra auf, abgeschlossen von einer geraden Mauer sowie mit zwei seitlichen Pas-tophorien (Abb. 7).
Der Altar (Abb. 8) befand sich hingegen in der Mitte des Hauptschiffes und wurde ur-sprünglich von einem Ziborium überdacht.
Die Taufkirche (Abb. 9) wies eine Apsis nach Westen, eine dreischiffige Anlage und einen Eingang nach Osten auf, der dann mit einem Taufbecken verschlossen wurde.
Zwischen Ende des 5. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurden größere Veränderungen an diesem Bauwerk vorgenommen. An die Apsis der Basilika wurden zwei Pastophorien angefügt: Der rechte Nebenraum (Diaconicon) ist gekenn-zeichnet durch eine Öffnung für den Eingang der Täuflinge in die Kirche; es wurden neue Räume angelegt, das Taufbecken wurde polygonal. Außerdem wurde ein neuer Weg für die Neugetauften direkt in die Hauptbasilika angelegt. Zeitgleich wurde der Friedhofsbezirk nach Süden erweitert.
Auf der Südseite der Taufbasilika erstreckte sich ein Komplex von Wohn- und Hand-werksräumen, die als Bischofspalast mit Nebengebäuden interpretiert wurden. Darunter auch eine Steinmetzwerkstatt, in der noch Materialien vorhanden war, wie ein wahr-scheinliches Element der Kathedrale sowie architektonische Fragmente, die denen ähn-lich sind, die im Baptisterium gefunden wurden (Abb. 10).
Zwischen Ende des 6. Jahrhunderts und Beginn des 7. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Sarkophage wiederverwendet; nach der Entfernung der Überreste der ersten verstorbe-nen wurden in den Gräbern neben dem neuen Bestatteten Beinhäuser eingerichtet.
Die ersten Schäden an den Bauwerken wurden durch einen Brand verursacht, der vor al-lem die episkopale Basilika betraf und der dann zwischen dem Ende des 7. Jahrhunderts und dem 8. Jahrhundert zum Einsturz des Ostwand führte. Die Trümmer fielen auf den angrenzenden Friedhofsbezirk: Dieses Ereignis führt nach und nach zur Aufgabe, zuerst der Basiliken und dann auch des Bestattungsbezirks.
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