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Die Befestigung

Unter dem Begriff Befestigung versteht man ein Phänomen, das in weiten Teilen Westeuropas während des Mittelalters aufgetreten ist, vor allem ab dem Ende des 9. Jahrhunderts bis zum 12. Jahrhundert, und das zur Entstehung der Burgen geführt hat, verstanden als Wohnsitze des Adels sowie auch als befestigte Siedlungen oder Dörfer.

Die ersten Burgen, die im 9. Jahrhundert errichtet wurden, waren einfache befestigte Bauwerke aus Holz, die ausschließlich der Verteidigung dienten, während gegen Ende des 10. Jahrhunderts damit begonnen wurde, widerstandsfähigere Materialien wie Stein und Ziegel zu verwenden, um sie besser an ihre Aufgabe, das Territorium zu kontrollieren, anzupassen.

Die Burgen, die während des Mittelalters in Sardinien errichtet wurden, gehören verschiedenen Typen an und sind die direkte Folge des langen Zeitraums, in dem sie erbaut wurden. Diese Festungen liegen überwiegend auf Anhöhen, um wirtschaftlich wichtige Straßen und Regionen auf wirkungsvolle Weise verteidigen zu können. Einige dieser Bauwerke wurden bereits im 6. bis 7. Jahrhundert errichtet, während der Phase der byzantinischer Herrschaft, und anschließend in der judikalen Zeit neu erbaut oder umgebaut.

Im 13. und 14. Jahrhundert begann durch die Ankunft der Pisaner und der Aragonesen eine neue Bauphase (Abb. 1).

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Abb. 1 - Die Burgen Sardiniens (aus: F.C. Casula 1980, Tafel 40).

In dem Zeitraum, der von den Anfängen des Mittelalters bis zur aragonesichen Eroberung im Jahr 1325 reich, können zwei große Kategorien von Burgen festgestellt werden: die „autochthonen” Burgen (errichtet während der judikalen Zeit, vom 9. bis 10. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts); und „kolonialen” Burgen (errichtet von den Pisanern und den Genuesen im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts).

Diese Klassifizierung berücksichtigt nicht nur den chronologischen Aspekt, sondern auch die unterschiedlichen Bauweisen der Festungen sowie ihre Beziehung zu den Wohnsiedlungen.

Die erste Gruppe zeichnet sich durch ein regelmäßiges Mauerwerk und unregelmäßige Grundrisse aus, da sie auf unzugänglichen Hügeln errichtet wurden, fern der Straßen und ohne direkt zugehörige Wohnsiedlungen. Es handelt sich also um Burgen aus den Anfängen des Mittelaters, die von den Giudici errichtet wurden, in einigen Fällen auf Bauwerke aus der byzantinischen Zeit, um ihren Anspruch auf das Territorium zu unterstreichen.

Die Burg Monreale wurde zwischen 1206 und 1275-1276 errichtet und ist - obschon sie chronologisch ins 13. Jahrhundert fällt - eine „autochthone” Burg, da sie von den Giudici von Arborea zur Verteidigung der Südgrenze des Reichs errichtet wurde (Abb. 2).

Die zweite Gruppe von Burgen wurde im 13. Jahrhundert von den Pisanern errichtet, um ihre Herrschaft zu festigen. Sie weisen normalerweise einen regelmäßigen Grundriss, regelmäßiges Mauerwerk sowie einen viereckigen Burgfried auf, was darauf schließen lässt, dass nach Plänen gebaut wurde. Sie unterscheiden sich deutlich sowohl von den „alten“ Burgen (bis zum 12. Jahrhundert), als auch von den späteren aus der aragonesischen Zeit.

Zu dieser zweiten Gruppe gehört die „Della-Fava-Burg“ von Posada, errichtet wahrscheinlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Auftrag der Giudici, die der pisaner Familie Visconti angehörten, die in dieser Phase der Geschichte ihr Interesse auf Sardinien und vor allem auf die Region Gallura richteten (Abb. 3).

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Abb. 2 - Die Burg Monreale (Foto von R. Bordicchia).

In Sardinien haben die Burgen mit Sicherheit eine wichtige Rolle bei den Bewegungen der Bewohner gespielt, vor allem im Mittelalter, als die Siedlungen an den Küsten aufgrund der Bedrohungen durch die Araber an besser geschützte und befestige Standorte verlegt wurden.

Es scheint jedoch, dass es im sardischen nicht zu einer Konzentration der Bevölkerung in befestigten Strukturen gekommen ist, die für das mittelalterliche Europa typisch ist.

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Abb. 3 - IDie so genannte “Della-Fava-Burg” von Posada (von http://www.sardegnadigitallibrary.it/index.php?xsl=615&s=17&v=9&c=4461&id=62931)

Das sardische Territorium wurde in der judikalen Zeit in Verwaltungsbezirke organisierte, die “Kuratorien” genannt wurden, und es gab ungefähr 50. Das Dorf, in dem der Kurator seinen Sitz hatte, war der Hauptort dieser Bezirke.

Bei der Ankunft der Pisaner im 12. Jahrhundert gab es in diesen Bezirken keine eigentlichen Hauptsitze mehr, mit Ausnahme der judikalen Hauptstädte und der Bischofssitze. Gegen Ende des Mittelalters verfügten nahezu alle Bezirke über eine Burg; diese Festungen dienten als Hauptstadt und ihr Name ersetzte den des Sitzes des Kurators.

Diese Tatsache belegt die Bedeutung der Festungen, die von den Pisanern errichtet wurden, das heißt, der Ort der traditionellen zivilen Gewalt wurde in einen neuen Sitz der Gewalt verlegt, den die Burg darstellte, von der die Wohnorte oft abhängig waren und für die sie unter anderem die Männer für die Garnison stellen mussten. Geografisch waren die Weiler um die Burg herum angeordnet, jedoch nicht notwendig innerhalb der gleichen Kuratorie.

Dies impliziert die Existenz einer Art von Katasterterritorium, in dem die Bevölkerung der Burg untersteht, ohne sich jedoch physisch in ihrer Nähe zu befinden. Dieses von den Pisanern in Sardinien organisierte System könnte als ein Versuch interpretiert werden, die Organisation des bewohnten Raums zu verändern, die aragonesiche Eroberung im Jahr 1325 führte jedoch zum Fehlschlagen dieses Projekts, das unter vielen Aspekten gerade erst geplant in Angriff genommen gewesen scheint. 

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