In Tortolì werden jedes Jahr zwischen dem dritten Sonntag des Augusts und dem zweiten Sonntag des Septembers die Is Festas de Sartu gefeiert, das heißt, die ländlichen Feste zu Ehren der Heiligen, denen die drei Feldkirche San Lussorio (dritter Sonntag des August), San Gemiliano (letzter Sonntag des Augusts oder erster Sonntag des Septembers) und SS. Salvatore (zweiter Sonntag des Septembers) geweiht sind.

Für jedes dieser Feste wird ein Komitee gewählt, das sa gicca organisiert, das heißt, die Sammlung der Mittel, die für die Ausrichtung der religiösen und zivilen Feiern erforderlich sind.

Die drei Feste stehen mit dem alten Ritual s’imbidu in Zusammenhang, das von Generation zu Generation überliefert wird und das am Freitagabend in der Altstadt von Tortolì auf dem Platz der Kirche Sant’Andrea stattfindet. Dabei handelt es sich um eine öffentliche Versteigerung, bei der an das beste Angebot ein Holzjoch (su giuali) ergeht, das zum Einspannen der Ochsen diente, die den Wagen mit der Statue des Heiligen zog. Der Gewinner, s’imbidadori, hat die Ehre, das Simulakrum bis zur Feldkirche zu transportieren (Abb. 1-2).

Abb. 1 - Der Schrein mit den Reliquien und die Statue des S. Lussorio (Foto des Komitees San Lussorio martire).

Abb. 2 - Die Statue von S. Gemiliano (Foto von Unicity S.p.A.).

Während s’imbidu für den SS. Salvatore besteht außer der Möglichkeit, den Joch, zu gewinnen, auch die Möglichkeit, die Ehre zu erlangen, die Statuette von Santu Sarbadoreddu in der Prozession zu tragen (das Jesuskind, Abb. 3).

Abb. 3 - Die kleine Statue des Jesuskinds - Santu Sarbadoreddu (von http://www.parrocchiasantandreatortoli.org/comitati/ss-salvatore/).

Dieses besondere Ritual spanischen Ursprungs gibt es in Sardinien ausschließlich in Tortolì.

Am Samstagnachmittag beginnt nach der Vorbereitung des Wagens und dem Einspannen der Ochsen die Prozession, bei der die Statue des Heiligen von der Kirche Sant’Andrea zu der ihm geweihten Feldkirche transportiert wird (Abb. 4-5-6). Hier wird dann nach der Messe und dem Singen der goccius (Loblieder über das Leben des Heiligen) mit traditionellen Gesängen und Tänzen gefeiert. Sonntagnachmittag wird das Simulakrum in einer Prozession zurück zur Kirche S. Andrea gebracht.

Abb. 4 - Der Wagen mit dem Simulakrum des S. Lussorio (Foto des Komitees San Lussorio martire).

Abb. 5 - Die Reiter begleiten das Simulakrum des S. Lussorio (Foto des Komitees San Lussorio martire).

Abb. 6 - Der Ochsenjoch (von: http://www.sardegnadigitallibrary.it/index.php?xsl=615&s=17&v=9&c=4461&id=100757).