Luogosanto

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  • Mittelalter (476 n. Chr. - 1492) - Moderne Zeit (16. Jahrhundert n. Chr. - 19. Jahrhundert n. Chr.)

Palazzo von Baldu

Lu Palatzu di Baldu liegt im Territorium von Luogosanto, in der Ortschaft Santu Stevanu (Abb. 1), die im Mittelalter zum Judikat Gallura gehörte. Letzteres war unterteilt in mehrere Kuratorien, darunter die von Balaiana, in der sich die archäologische Fundstätte Villa de Sent Steva befindet.

Zahlreiche Legenden, die bis heute erhalten sind, schreiben die Errichtung des Palazzos Lamberto Visconti zu, im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, um die Geburt seines ersten Sohns Ubaldo zu feiern, oder dem Giudice Giovanni zu Ehren seines Vaters Ubaldo, im Jahr 1238.

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Abb. 1 - Luogosanto, Ortschaft Santu Stevanu: Planimetrie des Bereichs von Lu Palatzu di Baldu (Grafische Überarbeitung C. Cocco).

Der Komplex Lu Palatzu di Baldu erstreckt sich auf einer Fläche von 1.379 m² und besteht aus einem viereckigen Turm und ca. 20 Räumen, die um einen großen fünfeckigen Innenhof herum angeordnet sind, der einen Eingang auf der Nordostseite aufweist (Abb. 1). Der Turm in der Südostecke ist ca. 10 Meter hoch, war jedoch wahrscheinlich höher, da er außer den drei Stockwerken eine Terrasse aufweisen musste, die eine gute Sicht auf die Umgebung

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Abb. 2 - Palazzo di Baldu, gesehen von Südosten (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 3 - Palazzo di Baldu, gesehen von Westen (Foto von Unicity S.p.A.).

Die drei Stockwerke hatten eine Reihe von Fenstern sowie eine Außentreppe (Abb. 4) für den Zugang zum Obergeschoss. Das untere Stockwerk weist außen Kegelform auf und im Inneren befindet sich ein großer Felsblock.

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Abb. 4 - Palazzo di Baldu, gesehen von der Treppe auf der Nordseite, die zum Obergeschoss führt (Foto von Unicity S.p.A.).

 

An der Einfriedung des Innenhofes befinden sich insgesamt 17 Räume mit rechteckiger Form und unterschiedlicher Größe (Abb. 5-6).

Es scheint, dass die untersuchten Räume des Komplexes Wohnzwecken (Lager, Küchen, Ställe) und handwerklichen Zwecken (Läden, Metallverarbeitung wie bei den Räumen beta und gamma) dienten. Diese Aktivitäten sowie einige Eigenschaften des Turms, die für eine Verteidigungsburg unangemessen sind, wie das sorgfältige Mauerwerk und die großen Fensteröffnungen, haben zu der Hypothese geführt, dass es sich um ein wichtiges Verwaltungszentrum des Territoriums des Judikats Gallura oder um einen Wohnsitz handelt.

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Abb. 5 - Palazzo di Baldu: Räume ι und κ, gesehen von Osten (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 6 - Palazzo di Baldu: Raum κ, gesehen von Westen (Foto von Unicity S.p.A.).

Der Palazzo befand sich in einem Gebiet, das natürlichen Schutz bot, sowohl aufgrund einer Senke, die den Komplex umgibt, als auch aufgrund von mehr als 10 Meter hohen Granitfelsen mit Tafoni, auf denen sich der Turm mit seinen drei Stockwerke auf der Ost- und Südostseite befindet: In ihnen kann das eigentliche Verteidigungssystem gesehen werden.

Im Außenbereich wurden auf der Westseite Mauerreste gefunden, die die Verbindung zur Kirche Santo Stefano darstellen (Abb. 7-8); diese wurde wahrscheinlich zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert über der mittelalterlichen errichtet und von der gleichnamigen Villa (Sant Steve) genutzt: Der heutige Bau weist ein Schiff auf. Mit überstehendem Dach, ausgerichtet nach Osten und ohne Apsis.

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Abb. 7 - Luogosanto, Ortschaft Santu Stevanu: Kirche Santo Stefano (Foto von Unicity S.p.A.).
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Abb. 8 - Luogosanto, Ortschaft Santu Stevanu: Grabungsarbeiten im Bereich hinter der Kirche Santo Stefano (aus: PINNA, CORDA a c.d.s., S. 150, Abb. 7).

Unweit der Kirche wurden bei archäologischen Untersuchungen weitere Mauerreste gefunden - die wahrscheinlich auf die Präsenz von noch nicht identifizierten Bauten hindeuten - sowie ein Brennofen (Abb. 9) mit rundem Grundriss für die Produktion von Ziegeln (Abb. 10) und Keramik.

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Abb. 9 - Luogosanto, Ortschaft Santu Stevanu: Der Brennofen während der Grabungsarbeiten (aus: PINNA, CORDA a c.d.s., S. 150, Abb. 8).
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Abb. 10 - Palazzo di Baldu, In der Phase des Brand verformte und miteinander verschmolzene Ziegel (aus: PINNA, CORDA a c.d.s., S. 152, Abb. 10).

Die Villa di Sent Steve, die in Quellen aus dem 14. Jahrhundert erwähnt wird, wurde lange Zeit und von verschiedenen Autoren mit den Räumen in Zusammenhang gebracht, die den Innenhof umgeben, indem die Villa mit diesem Komplex gleichgesetzt wird. Die Mauerreste, die im Westen von Lu Palatzu gefunden wurden, haben zu zwei Hypothesen geführt: Die erste interpretiert die Mauern als Verlängerung der Villa, die größer als die bekannten Räumlichkeiten gewesen sein soll; die zweite interpretiert sie als den Wohnort des Komplexes: In diesem Fall würde es sich um einen unabhängigen Palazzo handeln, um den herum sich die Wohnungen, Werkstätten und Nebengebäude befanden.

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Credits

Wissenschaftliche koordination
dr. Claudia Cocco, dr. Francesca Collu

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