Carbonia

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  • Phönizisch-punische Zeit (8. Jahrhundert v. Chr. - 238 v. Chr.) - Römerzeit (238 v. Chr. - 476 n. Chr.)

Archäologischer Bezirk Monte Sirai

Der Monte Sirai ist das Eingangstor zur Geschichte Sardiniens und Ausdruck des Gedächtnisses der Orte der Region Sulcis: südlich und westlich der Inseln Sant’Antioco und San Pietro; auf der anderen Seite der vollständige Blick auf die Stadt Carbonia sowie Wege ins Landesinnere, die zum Korn und zum Metall führen (Abb. 1-2).

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Abb. 1, 2 - Die Inseln S. Antioco und S. Pietro und der Blick auf Carbonia von der Akropolis des Monte Sirai (Foto von Unicity S.p.A.).

Der Monte Sirai, der bereits in der Prähistorie und der Nuraghenzeit besiedelt war, weist eine dichte Bebauung der Hochebene auf (Abb. 3) und ist geprägt durch eine strategische Nutzung der Landschaft sowie eine intensive Nutzung der bebaubaren Fläche. Wenig entfernt von der Akropolis befinden sich die Nekropolen sowie der Opferbezirk, der als Tophet  bekannt ist.

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Abb. 3 - Der Monte Sirai von oben (Überarbeitung Foto Unicity S.p.A.).

Ein befestigter Eingang geht dem Siedlungsbereich voraus, organisiert in Insulae mit privaten und öffentlichen Bezirken: Der erste umfasst Wohnhäuser sowie handwerklich genutzte Bauten und der zweite kleine Plätze und Straßen sowie den Tempel. Der religiöse Bezirk des Astarte-Tempels befindet sich Überreste aus der nuraghischen Zeit und wurde über Jahrhunderte genutzt. Dieses Monument ist ein symbolischer Beleg für die Beziehungen zwischen den Phöniziern und den Nuraghern, die auch durch die archäologischen Funde belegt werden (Abb. 4-5).

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Abb. 4, 5 - Phönizische Bronze mit Krug vom nuraghischen Typ (MOSCATI 1988b, S. 427); Astarte-Staue (MOSCATI 1988b, S. 286).

Verschiedene Gebäude wurden gründlich erforscht, wie das ‘Fantar-Haus’ (Abb. 6), das ‘Amadasi-Haus’ und das ‘Haus des Talgdachfensters‘ (Abb. 7) und weitere tragen zur Kenntnis der Nutzung bei, wie das ’Tuff-Haus’: Es handelt sich um Häuser aus solidem Mauerwerk, mit Mauersockel und Wänden aus Stein oder Lehmziegeln, auch mit zwei Stockwerken. In einigen Fällen weisen sie Innenhöfe auf.

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Abb. 6, 7 - Das ‘Fantar-Haus’ und das ‘Haus des Talgdachfensters’ (virtuelle Rekonstruktionen Unicity S.p.A.).

 

Die ältesten Phasen der Siedlung - der neolithische und nuraghische Zeugnisse mit punischen und römischen Elementen außerhalb des kompakten Ortskerns vorausgehen - können auf das 8. Jahrhundert v. Chr. Datiert werden. Diese antiken Horizonte - zeitgleich mit S. Antioco, S. Giorgio di Portoscuso und der Insel S. Pietro - werden belegt durch typisch phönizische Red-Slip-Keramik (rote Glasur), Töpfe der einheimischen Tradition, figurative Bronzeskulpturen und Amulette. Im nachfolgenden 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. Fand auf der Hochebene eine intensive Bautätigkeit statt: Aus dieser Phase stammt die archaische Urnennekropole mit klassischen Krügen mit Pilzrand, wertvollen Ziergegenständen sowie griechischen Keramiken aus Korinth.

Die anschließende Phase, die mit der Eroberung Sardiniens durch Karthago in den letzten Jahrzehnten des 6. Jahrhunderts v. Chr. Beginnt und sich bis in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. fortsetzt, ist an den Gebäuden aufgrund der Überlagerung der verschiedenen Epochen nicht leicht sichtbar, jedoch gut dokumentiert durch punische Keramik, Vasen aus Athen mit schwarzen und roten Figuren, Transportamphoren und Terrakottafiguren aus der zeitgleichen unterirdischen Nekropole.

Ihre größte Ausdehnung hatte die Siedlung des Monte Sirai zwischen dem 4. und dem 2. Jahrhundert v. Chr., zwischen der spätpunischen Zeit und der Zeit der römischen Republik, als die heute sichtbare Gesamtanlage Form annahm und das Tophet-Heiligtum entstand.

Die Nekropolen befinden sich in drei Bereichen nördlich der Akropolis, mit einer außerordentlichen chronologischen, typologischen und räumlichen Abfolge: Von den phönizischen Gräbern (überwiegend Grubengräber mit Beisetzung in Urnen und vereinzelten Erdbestattungen) zu den Kammergräbern der punischen Zeit, mit interessanten architektonischen und dekorativen Lösungen (wie Steinmasken oder das Symbol der Göttin Tinnit an einem der Pilaster des Grabs Nr. 5 (Abb. 8). Dieser Gräber dienten Familien der Oberschicht.

Bei anderen Beisetzungen sind Bestattungen in Amphoren und Urnen sowie Gräber mit zwei Beisetzungen belegt; außerdem ist die Nutzung des phönizischen Kremierungsbezirks für die Beisetzung von Kindern in der nachfolgenden Zeit dokumentiert, jedoch vielleicht im Zusammenhang mit der vorausgehenden Kultur.

Die Friedhöfe nahmen aufgrund des demographischen Wachstums immer größere Flächen ein und belegen unterschiedliche kulturelle Traditionen.

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Abb. 8 - Pilaster, verziert mit dem umgedrehten Zeichen der Tinnit, aus dem Kammergrab Nr. 5 (Foto Unicity 2015).

Das Vorhandensein des Tophets (Abb. 9), eines heiligen Bezirks für die Beisetzung der Asche von Kindern in Urnen (nach einigen Forschern ein periodischer Opferritus, nach anderen der Orte für die Beisetzung von tot geborenen und früh verstorbenen Kindern; die Zeremonie sah in jedem Fall einen Opfer zur Reinigung durch Feuer vor) belegt eine urbane Kultur mit einer wachsenden Bevölkerung; er befindet sich am Rand der Siedlung. Dies Grabungsarbeiten belegen, dass er von der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts bis Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Genutzt wurde.

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Abb. 9 - Das Heiligtum Tophet (Rekonstruktion Unicity S.p.A.).

Im Beisetzungsbezirk wurden ca.400 Urnen gefunden, die die Asche der kleinen Verstorbenen enthielten, mit einem Deckel verschlossen und vergraben. In einigen Stelen weisen sie Stelen aus Stein mit unterschiedlichen Darstellungen im ägyptisierenden oder griechischen Stil oder einfachere Motive auf. In diesem Bezirk befand sich ein kleiner Tempel mit verschiedenen Funktionen, der über einige Stufen erreicht werden konnte.

Die Siedlung des Monte Sirai wurde in den ersten Jahrzehnten des 1. Jahrhunderts v. Chr. aufgegeben und in spätantiker Zeit erneut besiedelt, mit Nivellierung des Mauerwerks aus der Zeit zwischen dem 6. Und dem 7. Jahrhundert v. chr.

Bibliografia

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  • S. MOSCATI (a cura di), I Fenici (Palazzo Grassi, Venezia. Catalogo della Mostra) , Bompiani.
  • P. XELLA, Per un ‘modello interpretativo’ del tofet: il tofet come necropoli infantile? in G. Bartoloni et alii, Tiro, Cartagine, Lixus: nuove acquisizioni (Atti del Convegno Internazionale in onore di Maria Giulia Amadasi Guzzo, Roma, 24-25 novembre 2008), Roma, pp. 259-278.

Credits

Wissenschaftliche koordination
dr. Giuseppina Manca di Mores, prof. Marcello Madau

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